Grüezi – Der wilde Mann

Eine Revue-Operette von Robert Stolz, Robert Gilbert und Armin L. Robinson
2019 / Bernhard Theater Zürich

Regie: Ulla Schlegelberger

Ein umschwärmter Filmregisseur aus Berlin will in den Schweizer Bergen einen Musikfilm drehen und logiert im Hotel «Zum Wilden Mann». Hier verliebt er sich in die bezaubernde Sekretärin des Hotelbesitzers, sie ist nicht abgeneigt, flirtet heftig zurück und sieht sich schon als angehenden Filmstar in Berlin. Ihrem Charme ist aber nicht nur der Regisseur erlegen, sondern auch die drei Söhne des Hotelchefs und – mit ernsten Heiratsabsichten – dieser selbst. Nun reist auch noch eine temperamentvolle ungarische Filmdiva an, mit «einem kleinen bisschen Paprika» bringt sie die aufgeladene Stimmung und den Hotelportier zum Kochen. Damit nicht genug, drei reizende junge Damen aus Milano, Paris und Wien haben im Preisausschreiben einen Urlaub im Hotel «Zum Wilden Mann» gewonnen …

Über das Werk
Im 1934 wurde im Opernhaus Zürich die Revue-Operette «Grüezi – Der wilde Mann» des Komponisten Robert Stolz uraufgeführt. Sie ist seither kaum mehr gespielt worden. Dieses Werk zeichnet sich durch eine seltene Kombination von Unterhaltung, Tiefsinn und beissender Kritik aus. Robert Stolz wurde dem Publikum bekannt durch Lieder wie: «Die ganze Welt ist himmelblau», «Adieu, mein kleiner Gardeoffizier» oder, «Mein Liebeslied muss ein Walzer sein», das er für die Operette «Im weissen Rössl» komponiert hat.

Auch in dieser Operette wird der schöne Schein durch den tragischen Bezug zur Zeitgeschichte («Anschluss» Österreichs) torpediert, ohne dass diese Oberfläche zerstört würde. So ist es auch mit der Operette «Grüezi – Der wilde Mann».

Robert Stolz und sein Librettist Robert Gilbert waren sich im Jahr der Uraufführung 1934 ihrer privilegierten Situation in der sicheren Schweiz wohl bewusst. Und so haben sie in einer auf Amusement angelegten Operette zugleich in Untertönen oder auf versteckt ironische Weise die Gefährdung ihrer Zeit mit eingearbeitet («Eine Reise in die Schweiz haben wir gewonnen»).

Robert Gilbert war Jude und ein kritischer Intellektueller im Berlin der 20er- und 30er-Jahre, der vor den Machthabern des «Dritten Reiches» fliehen musste. Die Philosophin Hannah Arendt hat ihn mit Heinrich Heine verglichen, der ebenfalls eine tiefe romantische Empfindsamkeit und Schönheit der Sprache mit Witz, Kritik und Ironie verband.